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Seit Februar 1991 sind Mindy Kumbalek (Keyboards, Saxophon,. Percussions...) und Oswald Henke (Worte) der Inbegriff von Goethes Erben. Mit Conny R. (Gitarren) zum Trio ergänzt, nahmen sie das Debutalbum "Das Sterben ist ästhetisch bunt" auf. Mit diesem Album begann eine Trilogie, die sich sehr intensiv mit den Grenzbereichen des Lebens beschäftigt und dem Hörer die tausend totschweigenden Augenblicke zwischen Sterben und Tod eindringlich offenbart. So fließend, wie unsere Grenzen in diesem Licht erscheinen, gingen auch die zwei nachfolgenden CDs "Der Traum an die Erinnerung" (1992) und "Tote Augen sehen Leben" (1994) thematisch ineinander über.

Gerade diese kontroverse Thematik brachte Goethes Erben einen Kultstatus ein, der wohl seinesgleichen sucht. Seitdem steht dieser Name für einzigartige Live-Performances in immer neuen musikalischen Gewändern, für das unnachahmliche Rollenspiel eines Oswald Henke, das in der Symbiose mit der Musik von Mindy Kumbalek lebendig wird. "Die Kerzen wurden uns immer wieder zum Verhängnis. Ich denke da an Conny, die bei einer Probe Feuer fing. Es ist allerdings ein Gerücht, dass sie verbrannte. Sie verliess die Band später unversehrt." (O.H.).

Das war im August 1992, kurz vor der ersten zusammenhängenden Konzerttour. Die folgenden Jahre existierten Goethes Erben de facto nur noch als Duo. Die Trilogie über das Sterben in all seinen Facetten verfolgte die Gruppe bis heute. Nie konnte man dieses "Image" loswerden... Ob das im Endeffekt Segen oder Fluch war, mögen die Betroffenen selbst beantworten : "Uns wurde von einem grossen Teil der Presse nie eine Entwicklung bescheinigt, obwohl zwischen "Der Spiegel" und "Kondition:Macht!" mehr als ein Quantensprung liegt...". Das erz-düstere Image hat auch die Kreativität des Duos immer wieder beflügelt, "...und weil wir niemals hochgejubelt wurden, konnten wir auch nicht tief fallen!" (O.H.).

Neben Troy (Gitarren, Bass), der ab Oktober 1992 zur festen Live-Besetzung gehörte, wurden immer wieder diverse gastmusiker verpflichtet, um die Idee Goethes Erben anders und besser zu inszenieren. Von April bis Juni 1993 gab die Gruppe insgesamt sechs Konzerte in einer stark erweiterten Live-Besetzung. Gemeinsam mit dem Musikwissenschaftler und Produzenten Vladimir Ivanoff (Sarband, Vox) arrangierte man überwiegend älteres Material um und ergänzte die Instrumentierung der Stücke um Violinen, Percussions und Cello. Eine Sopranistin wurde integriert und das Element des Balletts kamen das erste Mal auf die Bühne von Goethes Erben. Der Konzertmitschnitt aus dem "Zwischenfall" in Bochum wurde als Live-Album mit dem Titel "Leben im Niemandsland" (1993) veröffentlicht (das gleichnamige Video ist nicht mehr erhältlich).

Direkt nach "Niemandsland" entstand die Konzertreihe "Ein Abend in Blau". Schon damals wurden darin Teile einer Geschichte erzählt, die den Lyriker Oswald Henke nicht loszulassen schien. Erstmals wurden Konturen einer mentalen Welt sichtbar, die, in "Blau-Rebell", erst 1995 ihre avantgardistische Vollendung erfährt. Und plötzlich befinden wir uns auf einer Suche, die nicht mit "Es war einmal" beginnen sollte, sondern mit "Es ist..." im nächsten Heft.


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